Die Kleinstadt Schlettau liegt östlich des Scheibenberges am Oberlauf der Zschopau in 550 bis 600 Meter Höhe.hre Entstehung verdankt sie der Lage an der alten Salz- und Handelsstraße von Halle nach Prag, zu deren Schutz hier eine Wasserburg errichtet wurde. Die älteste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1351. Damit ist Schlettau eine der ältesten Ansiedlungen in dieser Gegend.
Der Ursprung der Kirche
Vermutlich gab es von Anfang an bereits eine Kapelle, die wahrscheinlich an der Stelle der heutigen Kirche in der Verlängerung des Marktes im Südwesten an der Stadtmauer stand und vom Friedhof umgeben wurde. Da zum Kirchspiel Schlettau auch die Dörfer Walthersdorf (heute noch eingepfarrt), Cunersdorf, Sehma und Cranzahl gehörten, erstand bald aus der Kapelle die heutige Kirche. Leider ist nicht genau bekannt, wann die St. Ulrich-Kirche ihren Namen erhielt.
Ihr Namenspatron Ulrich war aber bis zu seinem Tode im Jahre 973 Bischof in Augsburg.
Das Gebiet Schlettau mit o. g. Dörfern, zu denen noch das halbe Königswalde kam, gehörte kirchlich
bis zur Einführung der Reformation zum Erzbistum Prag. Die Grenze zwischen den sächsischen
Bistümern Meißen und Naumburg einerseits und dem Erzbistum Prag andererseits verlief bei Hermannsdorf, in der Nähe der Finkenburg.
Die St. Ulrich-Kirche prägt das Stadtbild. Ihr Altarraum wird die ältere Kapelle integriert haben.
Nachdem die Kirche den 30-jährigen Krieg unbeschädigt überstanden hatte, fiel sie 1659
einem verheerenden Stadtbrand zum Opfer, ebenso das Pfarrhaus. Eine vom sächsischen
Kurfürsten Johann Georg II. genehmigte Kollekte ermöglichte den schnellen Wiederaufbau.
Der Altar ist das Geschenk des aus Schlettau gebürtigen Regensburger Pfarrers David Wendler
aus dem Jahre 1668.
Das bunt bemalte Schnitzwerk gibt einen passenden Rahmen für die Ölgemälde ab.
Das große Bild in der Mitte weist mit dem Geschehen des Karfreitags auf das Zentrum
des Glaubens hin: JESUS starb am Kreuz für die Sünde der Welt. Die beiden kleineren Seitenbilder
verkünden die Ostertatsache: Der Herr ist auferstanden.
Darüber ist der Schöpfer dargestellt, wie er seine Hand über die Weltkugel hält. Und ganz oben
leuchtet der alttestamentliche Gottesnahme „Jahwe“ in hebräischer Schrift aus hellem Glanz hervor.
Zu beiden Seiten grüßen die geschnitzten Figuren des Mose mit den Gesetzestafeln und
des Hohenpriesters Aaron mit dem Brustschild.
Darüber zwei Heiligengestalten, die mit Buch und Kelch darauf hinweisen, wo Gott heute seiner Gemeinde begegnet: in Wort und Sakrament.
Der gesamte Hochaltar aber wird gekrönt von dem auferstandenen Christus, an dem noch die Wundmale
zu sehen sind. Auf einer Wolke thronend segnet er seine zurückbleibende Gemeinde und weist
mit der erhobenen Rechten auf das Ziel hin: Die ewige Heimat im Vaterhaus,
eine Erinnerung an JESU Himmelfahrt.
Die Kanzel ist ein Geschenk des damaligen Bürgermeisters Johann Adolph Jungmichel und stammt
von 1682. Die Orgel von Kreuzbach aus Borna wurde 1889 eingebaut und im Jahre 1937 durch
die Firma Schuster aus Zittau mit einer Elektropneumatik erweitert.
Luthers Wort seit 1528
Der erste lutherische Geistliche, der in Schlettau 1528 predigte, war Balthasar Loy,
den Luther von Wittenberg nach Schlettau geschickt hatte. Im Jahre 1555
erhielt Cranzahl dann seine eigene Kirche und 1673 schieden auch Sehma und Cunersdorf aus.
Bis dahin hatte Schlettau stets zwei Pfarrer. Von 1828 bis 1851 wirkte Johann Gottlieb Ziehnert
als Pfarrer an der Kirche. Sein Sohn Widar Amadeus (geb. 1814) war später der Herausgeber
der „Sächsischen Balladensammlung“. Von ihm stammt die erste dichterische Bearbeitung
der Sage vom „Mönchsgesicht an der Kirche zu Schlettau“ aus dem Jahre 1837.
Renovierungen bringen alte Darstellungen ans Licht
Der Kirchturm hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Vor allem war er früher viel niedriger als heute.
Bei dem großen Stadtbrand im Jahre 1659 war mit der Kirche auch der Turm ein Raub der Flammen geworden.
1708 entzündete ein Blitzschlag den Kirchturm, in dessen Folge auch das Pfarrhaus, die Schule, das Rathaus und
95 Bürgerhäuser in Schutt und Asche versanken.
Es hat immerhin 15 Jahre gedauert, bis 1723 der Turm wieder aufgebaut wurde. Ein gutes Jahrhundert später
war „die Beschaffenheit des gesamten Holzwerkes im hiesigen Kirchturme“ so schlecht, dass er 1842 abgetragen
und neu aufgebaut werden musste. Der inzwischen baufällige Altarraum wurde 1889 abgerissen.
In den darunter befindlichen Grüften fand man zwei steinerne Gedenktafeln des Ritterobersten Wolf Tiefstetter
und seiner Frau aus dem Jahre 1572, die Särge einiger Oberforst- und Wildmeister und mehrerer Pfarrer
aus dem 17. Jahrhundert.
Vom Baustil her handelt es sich um eine gotische dreischiffige Hallenkirche mit vier Jochen.
Die barocke Ausstattung stammt aus den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts. Im Jahre 1966 begann
die Innenrenovierung des Gotteshauses. Dabei entdeckte man die Malereien von 1662 wieder. So konnte
die Kirche in ihren Originalzustand zurückversetzt werden. Auch die Kanzel und der Altar wurden erneuert.
Seit 1992 konnten bereits verschiedene Sanierungs- und Werterhaltungsarbeiten an dem Bauwerk erfolgen.
Am Kirchturm wurde 1993 eine Generalinstandsetzung vollzogen. Ab 1994 bis 1996 erfolgte
die Sanierung des Dachstuhl und die Neueindeckung von Kirchenschiff und Altarraum. Seit 1992 konnten
schrittweise auch die Bleiglasfenster und Sandsteingewände restauriert werden.
1998 wurden die Grundmauern trockengelegt. Außerdem wurden die Außenseiten des Kirchenschiffes
und des Chorraumes verputzt, um auch diesen Hauptteil des Bauwerkes an den hervorragend
restaurierten Zustand des Turmes anzugleichen.
Ohne den Einsatz zahlreicher Gemeindeglieder mit Eigenleistungen und ständigen Spenden
für die Bauaufgaben mit einem jährlichen Aufkommenvon weit über 5.000 EUR wären
die vielen Aufgaben nicht erfüllt worden.
Wesentliche finanzielle Hilfe wurden durch die öffentliche Hand und durch die kirchlichen Institutionen gewährt.